re:publica 2025: Zombies im Rundfunkrecht, rechtskommerzielles Tingeltangel und Governance von offen Digitalinfrastrukturen

Bei der jährlich in Berlin stattfindenden re:publica-Konferenz zur digitalen Gesellschaft werden die Bühnen nicht an Meistbietende verkauft, sondern größtenteils von ehrenamtlichen Track-Teams kuratiert. Umso größer die Ehre, dass ich auch dieses Jahr wieder Teil des Programms sein durfte.

In meinem Vortrag “Von Presseähnlichkeit zu öffentlich-rechtlicher Innovation” (Öffnet in neuem Fenster) habe ich mich vor allem mit immer noch bestehenden gesetzlichen Einschränkungen – Zombie-Regulierungen – für öffentlich-rechtliche Online-Angebote vor allem im Informations- und Nachrichtenbereich auseinandergesetzt. Während private Medienanbieter seit den 1970er Jahren für Einschränkungen öffentlich-rechtlicher Medien zum Schutz ihrer Geschäftsmodelle lobbyieren, lässt sich seither eine enorme Ausdehnung der Sphäre privat-kommerzieller Medien beobachten.

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Re:publica 2024: Von »Engaged Scholarship« zum Vortrag über »Boom, Bust & Benko«

In den letzten Jahren habe ich auf der spannendsten Digitalkonferenz Europas, der re:publica in Berlin, über Medienwandel im Allgemeinen und die digitale Transformation öffentlich-rechtlicher Medien im Besonderen gesprochen. Auch dieses Jahr habe ich gemeinsam mit NDR-Rundfunkrätin Beate Bäumer ein Meetup für “Öffentlich-Rechtliche auf der re:publica” moderiert, wobei der Fokus darauf lag, “Was Aufsichtsgremien jetzt lernen müssen. Erfahrungen und Tipps.”

Foto: D64 e.V.

Mein Hauptvortrag widmete sich jedoch jenem Thema, das mich im letzten Jahr mit Sicherheit am meisten beschäftigt hat: der Analyse und Erklärung des finanzialisierten Geschäftsmodells von René Benkos Signa-Gruppe.

Foto: @squadrat.bsky.social

Unter dem Titel “Boom, Bust und Benko: Was kümmert uns die Millionenpleite?” habe ich mich an einer ersten Antwort auf Fragen wie diese hier versucht:

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Re:publica 2023: Rundfunkbeitragsdebatte und Predictive Risk Analysis entlang von Lieferketten

Die jährlich in Berlin stattfindende re:publica ist wahrscheinlich eine der spannendsten und inklusivsten Digitalkonferenzen und für mich jedes Jahr ein Highlight in meinem Konferenzkalender. Dieses Jahr war ich mit einem Vortrag und als Teil eines Panels im Programm vertreten.

In meinem Vortrag habe ich versucht, den Bogen von der – auch in Österreich im Zuge der Einführung einer Haushaltsabgabe gerade aktuellen – Rundfunkbeitragsdebatte hin zur Vergesellschaftungsdebatte zu spannen, indem ich öffentlich-rechtliche Medien als wichtiges Beispiel für vergesellschaftete Organisationsformen unserer Zeit in den Blick genommen habe (Slides als PDF-Download).

Außerdem war ich gemeinsam mit Sabrina Zajak, Akhil C S und Lisa Basten Teil eines Panels zum Thema “Global Supply Chains – Digital Tools Between Empowerment And Control” und habe dort vor allem über den problematischen Einsatz von Predictive Risk Analysis-Tools zur Überwachung und Steuerung von globalen Lieferketten gesprochen – das Thema eines von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsprojekts.

Neuer Buchbeitrag: “Chancen des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks”

Anlässlich ihres 50jährigen Bestehens hat die deutsche Otto-Brenner-Stiftung drei Open-Access-Sammelbände herausgegeben. Zum dritten Band “Welche Öffentlichkeit brauchen wir? Zur Zukunft des Journalismus und demokratischer Medien” durfte ich einen Beitrag mit Titel “Chancen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks” (PDF) beisteuern:

Demokratisierung bei Konsum und Produktion von öffentlich-rechtlichen Medien ist kein Selbstzweck, sondern bringt eine Reihe wünschenswerter Möglichkeiten und Angebotsverbesserungen mit sich – und führt letztlich zu einer stärkeren Unterscheidbarkeit zwischen öffentlich-rechtlichen und privat-profitorientierten Angeboten als Bonus obenauf.

Der Beitrag war auch Ausgangspunkt für meinen Vortrag im Rahmen der diesjährigen re:publica-Konferenz zum Thema “Weniger Netflix, mehr YouTube und Wikipedia: Zur Demokratisierung öffentlich-rechtlicher Medien”. Allerdings bin ich in dem Vortrag noch mehr auf die Potenziale dezentraler Digitalinfrastruktur eingegangen – etwas, das angesichts aktueller Entwicklungen rund um die Übernahme Twitters durch Elon Musk von besonderer Brisanz ist. Wer lieber liest als Videos schaut, für den liefert ein gemeinsam mit Jan-Hendrik Passoth verfasster Gastbeitrag im Tagesspiegel die Kerngedanken.

Re:publica 2019: Digitale Öffentlichkeit zwischen Sender-Silos, Public Value und öffentlich-rechtlichen Ökoystemen

Wie im letzten Jahr war ich auch 2019 bei der Digitalkonferenz re:publica in Berlin, um als Organisationsforscher und als Mitglied des ZDF Fernsehrats zu Themen rund um neue digitale Öffentlichkeiten sprechen. Konkret durfte ich einen Vortrag halten, bei zwei Panels und einem Live-Podcast mitdiskutieren.

Ganz allgemein stand die re:publica dieses Jahr unter dem Motto “tl;dr”, kurz für “too long; didn’t read” und neben dem wie üblich spannenden Vortragsprogramm waren es viele kleine Dinge, die mir 2019 besonders gut gefallen haben. So wurde dem Motto entsprechend der Doppelpunkt im Logo durch einen Strichpunkt ersetzt, es zog sich der Volltext des wohl bekanntesten “tl;dr”-Werks Moby Dick als Installation durch die Hallen und beim Konzert der Band Tubbe am zweiten Abend wurden deren Texte live auf der Bühne von einer Gebärdendolmetscherin quasi vorgetanzt. Außerdem gab es eine durchgehende Live-Lesung des ebenfalls schier endlosen und sehr unterhaltsamen Techniktagebuchs, das 2019 genauso wie ich mit “Neues aus dem Fernsehrat” für den Grimme Online Award nominiert ist. Im folgenden eine kurze Übersicht über meine re;publica-Auftritte dieses Jahr:

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Re:publica 2018 im Rückblick: Digital-öffentliche Räume und Güter

Bei der jährlich in Berlin stattfindenden Digitalkonferenz re:publica nahm ich von 2.-4. Mai in einer Doppelrolle als Organisationsforscher mit Interesse an digitalem Wandel und als Mitglied des ZDF Fernsehrats teil. Im folgenden eine kurze Dokumentation meiner Aktivitäten in drei sehr intensiven, wie immer bei der re:publica auch sehr bereichernden Tagen:

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“Clash of Cultures”: re:publica-Panel über Bewegungen und ihre Organisationen

re:publica TENVon 2. bis 4. Mai findet in Berlin bereits zum 10. Mal die als Blogger-Konferenz gestartete re:publica statt, die mittlerweile zur wohl größten Digitalkulturkonferenz Europas geworden ist. Das Themenspektrum ist dementsprechend breit und gemeinsam mit Volker Grassmuck, Kathrin Passig und Monic Meisel bin ich bei einem Panel rund um Bewegungen und digitale Communities sowie mit ihnen verbundene, formale Organisationen mit an Board. Aus der Ankündigung des martialisch betitelten Panels “Clash of Cultures“:

Wikipedia, Freifunk und der öffentlich-rechtliche Rundfunk – drei Wissensinstitutionen, die dem Gemeinwohl, der res publica verpflichtet sind. So unterschiedlich sie sind, besteht das Verhältnis von Basis zu Institution jeweils aus den drei Schritten: Beauftragen, Bezahlen, Begutachten.

Zur Einstimmung auf die re:publica sei an dieser Stelle noch auf das Video meines letztjährigen Vortrags zur “Bewilligungskultur im Netz” verwiesen: