Hauptgrund für mein Interesse am Geschäftsgebaren der in Innsbruck ansässigen Signa Holding sowie deren weitverzweigtem Geflecht an Unternehmensbeteiligungen ist meine Forschung zu finanzialisierten Geschäftsmodellen im Immobiliensektor. Anlässlich der jüngsten wirtschaftlichen Turbulenzen der Signa-Gruppe, habe ich im Moment Magazin versucht, einige häufige Fragen zum Fall so einfach wie möglich zu beantworten:
Warum ist René Benkos Signa-Gruppe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten?
Warum steckt sie offenbar in größeren Schwierigkeiten als andere Immobilienunternehmen?
Warum fällt es Signa so schwer, neue Kapitalgeber zu finden?
Wer zahlt eigentlich am Ende drauf, sollte Signa Pleite gehen?
Außerdem habe ich mich in einer Reihe von Medieninterviews bemüht, die Hintergründe zu erklären und Einschätzungen zur weiteren Entwicklung abgegeben:
Das Ö1-Radiokolleg dreht sich diese Woche um das Thema “Unser Geld: Wie umgehen mit Schulden?”. In der zweiten Folge durfte ich vergleichsweise ausführlich über (unvermeidbare) Sozialisierung von Verlusten bei Insolvenzen sowie die verzögerte Wirkung von Leitzinserhöhungen für Unternehmenspleiten sprechen. Einer von mehreren O-Tönen:
“Es wird eine Zeit dauern, bis die bereits erfolgten Zinserhöhungen sich auch auswirken, weil die Unternehmen ja auch längere Laufzeiten bei ihren Krediten haben und das ganze erst dann schlagend wird, wenn der Kredit ausläuft und refinanziert werden muss, und dann auf einmal die höheren Zinskosten aber nicht unbedingt mit höheren Einnahmen korrespondieren. Das ist auch der Grund, warum man hier auch Kaskaden von Insolvenzen sehen könnte, zum Beispiel im Bereich der Immobilienwirtschaft. Warum? Wir erleben derzeit, dass im Handel, als Spätfolge von Corona, aber auch durch den allgemeinen Strukturwandel hin zum Online-Handel, diese enorm hohen Mieten, die im Bereich von guten Lagen verlangt werden, einfach für Handelsunternehmen nicht mehr refinanzierbar sind. Das bedeutet, wir sehen hier Pleiten von Handelsunternehmen oder auch nur einen Rückzug aus bestimmten Lagen, und das wird dazu führen, dass in den nächsten zwei, drei Jahren, Immobilienbesitzer vor dem Problem stehen werden, dass sie keine Nachmieter finden, die ihre Mieten in den gewünschten Höhen erzielen. Was aber dann wiederum bedeutet, dass die Mieten sinken. Und wenn die Mieten sinken, lässt sich die Bewertung von Immobilien nicht mehr aufrecht erhalten. Was bedeutet, meine Immobilie wird weniger wert. Der Kredit geht aber nicht weg, der verschwindet nicht. Und wenn ich diesen Immobilienkredit dann refinanzieren muss, meine Immobilie aber weniger wert ist, als zuvor, dann wird das nicht mehr funktionieren. Und dann führen quasi die Handelspleiten zu Beginn zu Immobilienpleiten im nächsten Schritt.”
Im Auftrag der Stadt Innsbruck habe ich gemeinsam mit meiner Mitarbeiterin Daria Schaller im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersucht, wie und in welchem Umfang es auch in Innsbruck möglich wäre, einen institutionellen Anker für Unterstützungsleistungen und Ermäßigungen für finanziell schwächere Bürger:innen bzw. Haushalte zu etablieren.
Die Einführung einer Innsbruck Aktiv Card nach Vorbild des Linzer Aktivpasses oder der Grazer Sozialcard würde es ermöglichen, zielgerichtet Menschen zu entlasten, die von der Teuerung besonders betroffen sind und gleichzeitig eine Möglichkeit für nachhaltige Angebote zur Stärkung gesellschaftlicher Teilhabe armutsgefährdeter Personengruppen jenseits von Mindestsicherungsbezieher:innen zu schaffen.
Marina Bernardi hat mit mir für die Monatszeitschrift eco.nova über Kreativität gesprochen und ich habe in dem Interview versucht, ein paar Einsichten aus dem Forschungsprojekt “Organized Creativity” rüberzubringen, wie die folgende:
“Manchmal ist es sinnvoll, bewusst Abteilungs- und hierarchische Grenzen zu überwinden und Räume für Austausch zu schaffen. Diese kreativitätsfördernden Maßnahmen können aber nur dann wirken, wenn es ansonsten klare Strukturen gibt. Würde man diese abschaffen, wäre man nicht kreativer, sondern eher verwirrter. Jeder Regel wohnt etwas Beschränkendes, aber auch Ermöglichendes inne. Zwischen diesen Polen gilt es zu tanzen.”
In der Beschreibung zu dem gut 45 Minuten langen Podcast auf Dolomitenstadt.at zum Thema “Krise der Wissenschaft: „Wem kann man glauben“?” heißt es:
Wie nie zuvor scheinen sich gerade in der aktuellen Pandemie-Diskussion zwei Wahrheiten unversöhnlich gegenüberzustehen. Was ist nun wirklich wahr, was falsch? Wie kann man als Leser, als Leserin den Wahrheitsgehalt von Nachrichten überprüfen? Es ist keineswegs unmöglich, sich zu orientieren. Im Gegenteil.
Die WDR-Journalisten Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann haben eine knapp einstündige Dokumentation mit dem Titel “Der Kaufhauskönig” über Aufstieg und Geschäftspraktiken des Tiroler Immobilienunternehmers René Benko gedreht. Sie wurde Anfang der Woche in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar.
In den letzten beiden Wochen gab es einigen Erklärungsbedarf rund um sprunghafte Kursanstiege von zuvor niedrig bewerteten Aktien wie jener der Firma GameStop in den USA. Die Erzählung dahinter war, dass sich Kleinanleger:innen in Online-Foren (z.B. im Reddit-Forum #WallStreetBets) erfolgreich gegen große institutionelle Investoren wie Hedgefonds zusammengeschlossen hätten. Eine schöne Geschichte der Selbstorganisation vieler kleiner Davids, die mit Hilfe neuer Werkzeuge wie Foren und Trading-Apps (die noch dazu Namen wie “Robinhood” haben). Leider ist an dieser Geschichte kaum etwas dran.
Am 15. Januar 2021 feierte mit der Wikipedia ein historischer Glücksfall einer gemeinnützigen, kostenlosen und werbefreien Wissenssammlung 20. Geburtstag. Da ich mich ungefähr seit 2006 wissenschaftlich (z.B. auch in meiner Antrittsvorlesung hier an der Uni Innsbruck) und bloggend mit der freien Online-Enzyklopädie beschäftige, haben mich aus diesem Anlass einige Medienanfragen erreicht. Im folgende eine kurze Zusammenschau.
Die größte Verbreitung haben zwei Zitate in einer DPA-Meldung erfahren, die von SZ-Online und Zeit Online über Bild.de bis DerStandard.at und vielen weiteren Medien übernommen worden ist.
Für die WDR5-Reihe “Scala” hat Claudia Friedrich ein schönes Feature (MP3) gestaltet und mich dafür via Zoom interviewt. Auf ihrem persönlichen Blog hat sie das auch mit Screenshots dokumentiert.
Gemeinsam mit Markus Beckedahl haben wir in einem knapp einstündigen Podcast (MP3) nicht nur allgemeine Fragen rund um Wikipedia besprochen, sondern auch auf unsere persönlichen Wikipedia-Erfahrungen zurückgeblickt. Es gibt auch eine Video-Aufzeichnung unseres Gesprächs.
Bei RBBKultur wurde ich in einem Live-Gespräch vor allem zum Thema Gender-Gap, also dem niedrigen Anteil weiblicher Autor:innen in der Wikipedia, befragt.
Tim Pritlove ist seit ein – wenn nicht der – deutscher Podcast-Pionier, für den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gestaltet er mit Forschergeist einen der meistgehörten deutschsprachigen Wissenschaftspodcasts. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich mit ihm in Folge 77 knapp 2,5 stunden zum Thema “Organisationsforschung” plaudern durfte.
Alle Folgen stehen unter einer freien Lizenz und sind in verschiedenen freien Audioformaten zum Download verfügbar: die aktuelle Folge zum Beispiel als MP3 (121MB) und Ogg Vorbis (119MB).