
Im Rahmen der Medientage München 2019 durfte ich an einem spannenden Panel zum Thema “Wege zur digitalen Souveranität: Gemeinwohlorientierte Plattformen und offene Infrastrukturen” mitwirken. Ein Video der Diskussion ist mittlerweile bei YouTube verfügbar.
Einige Punkte, die mir wichtig waren, kurz zusammengefasst:
- Bei der Diskussion über digitale Öffentlichkeiten und gemeinwohlorientierte Plattformen sollten wir mit der Wikipedia auch die reichweitenstärkste gemeinnützige Plattform im Netz im Blick haben um von deren Erfahrungen zu lernen. Und öffentlich-rechtliche Anbieter sollten mehr Anstrengungen unternehmen, um Inhalte so zu veröffentlichen, dass sie auch in der Wikipedia landen können.
- Wenn den dominanten kommerziellen Plattformen gemeinwohlorientierte Alternativen – quasi eine “Public Option” – gegenübergestellt werden soll, dann muss auch anerkannt werden, worin die Stärken von YouTube und Facebook liegen: das ist nämlich deren große Offenheit für Beiträge der Nutzerinnen und Nutzer sowie die Möglichkeit zur Interaktion, zum Beispiel in Form von Kommentaren. Öffentlich-rechtliche Plattformen nur als Ausspielstation von Inhalten zu verstehen, greift deshalb viel zu kurz.
- Alternative Plattformen lassen sich nicht am Reißbrett entwerfen. Vielmehr müssen die öffentlich-rechtlichen Anbieter die neuen gesetzlichen Spielräume nutzen, um ihre Inhalte auf gemeinsamen und offenen Infrastrukturen miteinander zu verlinken und mit alternativen, vielfaltsfördernden Empfehlungsalgorithmen zu experimentieren.
- Schließlich wurde von Mackenzie Nelson auch noch die überaus wichtige Frage aufgeworfen, um wessen “digitale Souveränität” es bei gemeinwohlorientierten Plattformen geht und wie sichergestellt werden kann, dass diese nicht zu starkem politischen Einfluss ausgesetzt sind. Eine Frage, die mir Gelegenheit gab, für mehr Staatsferne in Aufsichtsgremien durch per Los ausgewählten “Rundfunkschöffen” einzutreten.
Dieser Beitrag ist in leicht adaptierter Fassung zuerst bei netzpolitik.org erschienen.