
Gemeinsam mit Maximilian Heimstädt durfte ich einen Beitrag zum brandneuen Leviathan-Sonderband “Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit?” beisteuern. In unserem Beitrag analysieren wir “Konstitution und Konsequenzen des Open-Access-Pfades” als einen zentralen Prozess im “Strukturwandel der wissenschaftlichen Öffentlichkeit”.
Unsere zentrale These: Erst neue und teilweise illegale Akteure wie Schattenbibliotheken (z.B. Sci-Hub) und Preprint-Server haben es ermöglicht, die Pfadabhängigkeit des wissenschaftlichen Publikationsmarkts zu brechen und auf breiter Front (z.B. Projekt DEAL) Open-Access-Ansätzen zu forcieren. Nur weil Wissenschaftler:innen trotz der Kündigung von Rahmenverträgen mit #Elsevier & Co weiterhin einfachen Zugang zu wissenschaftlicher Literatur hatten, konnten Unis und andere Forschungseinrichtungen auch längerfristig so einen vertragslosen Zustand durchhalten.
Allerdings gehen mit aktueller Open-Access-Transformation auch problematische Nebenfolgen einher, die u.a. mit Warenform mancher Open-Access-Ansätze zusammenhängen:
- Hybrid-Open-Acess-Geschäftsmodelle mit einem teuren, im Fall von Double Dipping sogar noch teureren Nebeneinander von Abo- und Open-Access-Gebühren.
- Predatory Journals mit Fake-Begutachtungsverfahren, die Sciencewashing dienen können und überwiegend von marginalisierten Wissenschaftler:innen aus dem Globalen Süden bespielt werden.
- Matthäus-Effekte von Publish&Read-Verträgen wie u.a. auch bei Projekt DEAL, die mit Aufmerksamkeitsvorteilen für teilnehmende Forschungseinrichtungen (v.a. aus dem Globalen Norden) einhergehen, weil deren Beiträge offener zugänglich und damit häufiger zitiert werden.
- Auffindbarkeits- und Filterprobleme durch insgesamt wachsenden Publikationsoutput, der sowohl durch Predatory Journals als auch z.B. durch “Mirror Journals” etablierter Zeitschriften, die nur zur Abschöpfung von Open-Access-Gebühren gegründet werden.
Im Ergebnis formulieren wir die These, dass eine Adressierung dieser unerwünschten Nebenfolgen des Open-Access-Pfades der Aufbau gemeinwohlorientierter und gemeinnützig betriebener Publikationsinfrastrukturen für Scholar-led Publishing (vgl. z.B. Open Library of the Humanities) erfordert.
Vielen Dank an die Gastherausgeber Seven Sevignani & Martin Seeliger sowie die anonymen Gutachter:innen für viele wertvolle Hinweise. Alle verbleibenden Fehler sind alleine unsere. Den ganzen Band kann man bei Nomos bestellen, zur Preprint-Version unseres Beitrags geht es hier entlang: https://osf.io/preprints/socarxiv/fex49.
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